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Der leise Abschied unserer Arbeitsplätze

Jetzt Kante zeigen: Für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Made in Germany, das Gütesiegel der deutschen Wirtschaft hat ausgedient. Worauf es heute ankommt: Kosten einsparen, mehr Rendite einfahren und hohe Dividenden ausschütten. Der Preis: Die Verlagerung von immer mehr Arbeitsplätzen in andere Regionen. Die Politik schaut derweil tatenlos zu, wie Teile unserer Wirtschaft ausbluten und wie unsere Abhängigkeit von bestimmten Herstellerländern wächst.

Spitzentechnologien? Nicht mehr da!

Europa hat geschlafen, während sich Teile des asiatischen Raums zu Hightech-Standorten entwickelt haben. Das liegt nicht nur an niedrigeren Lohnkosten, sondern auch daran, dass der Staat diese Sparten kräftig subventioniert. In der Folge haben wir bei immer mehr Schlüsseltechnologien unsere führende Stellung verloren. Bestes Beispiel: Die Chip-Produktion. Alle maßgeblichen Chip-Produzenten sitzen in Asien und in den USA. Lieferengpässe in Folge der Corona-Pandemie bremsen jetzt nicht nur unseren Autoabsatz, sondern auch die Produktion anderer Elektrogeräte. Bleibt zu hoffen, dass der Vorstoß von Intel, in Deutschland ein riesiges Chipzentrum zu errichten, von der Politik mit den nötigen Subventionen unterstützt wird.

Mit Blick auf neue Absatzmärkte und kostengünstigere Produktionsbedingungen schmieden vor allem die deutschen Autobauer zunehmend globale Allianzen. Mit dramatischen Folgen für deutsche Arbeitnehmer. Der Smart wird bereits in China gebaut, ab 2024 will Daimler Motoren in China produzieren. Dafür wurde die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autobauer Geely, der zugleich Anteilseigner bei Daimler ist, kräftig ausgebaut.

Soziale Gerechtigkeit?  Aber nur, wenn’s passt!

Politiker und Unternehmer müssen zu ihrer Verantwortung stehen. Wollen wir wirklich zulassen, dass Forschung, Entwicklung und Produktion abwandern und wir so unser Know-how und unsere fachliche Kompetenz verlieren? Oder sollte die Politik verstärkt daraufhin wirken, dass diese drei Säulen unseres Wirtschaftsstandortes gebündelt im Land bleiben?

In welcher Welt wollen wir künftig leben? Wie wichtig sind uns die hohen Maßstäbe an Umweltschutz, Arbeitnehmerrechten und Menschenrechten. Weichen wir lieber in Länder aus, in denen wir diese Werte vernachlässigen können? Länder, in denen die Umweltschutzstandards niedrig sind und wo unsere Produktionsstätten in Zusammenhang gebracht werden mit verfolgten religiösen und ethnischen Minderheiten?

Wir sagen: NEIN!

Kante zeigen. Für die Welt. Für ein gerechtes Arbeitsleben. Für Menschenrechte.

Bemerkung: Quellen werden auf Anfrage zugeschickt.

 V.i.S.d.P.

Clara Specht

Hauptverwaltung Stuttgart

Jahnstr. 12
70597 Stuttgart

Telefon: 0711 248 47 88 24

E-Mail:
specht(at)cgm.de

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Koalitionsvertrag der Ampel – Gute Perspektiven für uns?

Der Koalitionsvertrag der zukünftigen Ampelkoalition enthält zentrale Punkte, die die uns angeschlossenen Branchen unmittelbar betreffen. Der Aufbruch Deutschlands in eine digitale Zukunft ist ein wichtiger Schwerpunkt, aber auch für die Themen Weiterbildung, Mitbestimmung oder mobiles Arbeiten wurden Perspektiven aufgezeigt. Wo gibt es positive Akzente, welche Punkte sind kritisch einzuschätzen und an welchen Stellen erwarten wir mehr Bewegung.                  

Eine kurze Bestandsaufnahme.

Die Nationale Weiterbildungsstrategie

Grundsätzlich begrüßen wir die Nationale Weiterbildungsstrategie. Die von uns vertretenen Branchen, insbesondere die Automobilbranche, sind vom digitalen Wandel stark betroffen. Lebenslanges Lernen ist jetzt für die meisten Arbeitnehmer eine Notwendigkeit. Von daher sehen wir die vorgestellten Fördermöglichkeiten als wichtige Schritte in die richtige Richtung. Ein gesetzlich garantiertes Recht auf Weiterbildung wäre aber wünschenswert; es würde weitere Chancen erhöhen, Barrieren abbauen und dadurch den deutschen Arbeitsmarkt deutlich aufwerten.

Wir fordern insbesondere mehr Qualifizierungen für Menschen, die schon länger im Beruf stehen. Sie haben häufig das Nachsehen, während Lehrpläne für Ausbildungsberufe stetig an die aktuellen technischen Entwicklungen angepasst werden. Kurse im Bereich der Produktionssysteme, Warenwirtschaftssysteme, Fahrzeugelektronik oder Programmierung schaffen eine wichtige Voraussetzung für die digitalen Anforderungen. Da Englisch zunehmend Unternehmenssprache wird, halten wir außerdem eine fachspezifische Sprachförderung für essenziell, damit alle Arbeitnehmer Teil der globalisierten Arbeitswelt bleiben.

Ein wichtiges Anliegen ist uns die Weiterbildung zum Meister. Diese Qualifizierung ermöglicht Arbeitnehmern ohne akademischen Abschluss den beruflichen Aufstieg. Wir setzen uns für eine bessere finanzielle Unterstützung und ein ausreichendes Zeitfenster ein, um mehr Meisterabschlüsse zu ermöglichen.

Der Mindestlohn

Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro angehoben wird. Eine grundsätzlich positive Maßnahme, denn in Deutschland sind rund zehn Millionen Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Betroffen sind vor allem Frauen, Alleinerziehende, Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund. Bedenklich ist aber, dass die Tariflohnstruktur in Deutschland dadurch stark in Bewegung gerät. Die Löhne für Ungelernte und Fachkräfte nähern sich immer weiter an. Deshalb fordern wir Arbeitgeber dazu auf die Löhne der Fachkräfte so weit anzuheben, dass der Abstand gewahrt wird, der nötig ist, um Menschen zu signalisieren, es lohnt sich, eine Ausbildung oder Qualifizierung zu absolvieren.

Die Tarifautonomie

Bereits seit einigen Jahren ist eine steigende Tarifflucht zu beobachten. Die gewerkschaftliche Arbeit, das Engagement für gute Tarifabschlüsse und die Stärkung der Tarifautonomie sind davon stark bedroht. Hier haben die Koalitionspartner das Problem erkannt, müssten aber einen konkreten Maßnahmenkatalog erarbeiten, um dem entgegenzusteuern.

Des Weiteren sieht der Koalitionsvertrag vor, dass die öffentliche Auftragsvergabe des Bundes an einen „repräsentativen“ Tarifvertrag der jeweiligen Branche gebunden sein muss. Das Kriterium der „Repräsentativität“ wird hierbei nicht weiter definiert und lässt damit einen Spielraum für willkürliches Handeln zu. Unternehmen, die sich durch einen Haustarifvertrag mit fairen und sicheren Arbeitsbedingungen auszeichnen, werden so von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen. Diese Vorgehensweise betrachten wir als nicht akzeptabel!

Mitbestimmung

Der Betriebsratsarbeit werden mehr Rechte und Möglichkeiten eingeräumt. Betriebsräte können jetzt selbst entscheiden, ob sie analog oder digital arbeiten. Auch die im März anstehenden Betriebsratswahlen sollen online abgehalten werden können. Dies ist zunächst ein Pilotprojekt. Das ist begrüßenswert, in einem digitalen Zeitalter unter Corona-Bedingungen aber auch kein bahnbrechendes Novum.

Dazu passt, dass auch die Gewerkschaften mehr virtuelle Befugnisse bekommen. Sie haben jetzt das Recht auf einen digitalen Zugang in den Betrieben. In Zeiten von Homeoffice ist das begrüßenswert, denn wie sonst sollen Gewerkschaften über ihre Arbeit informieren und neue Mitglieder anwerben.

Arbeitszeit und Arbeitsort

Flexible Arbeitszeitmodelle sollen künftig ermöglicht werden. Arbeitnehmer können nun leichter durchsetzen, im Homeoffice zu arbeiten, und das mobile Arbeiten soll EU-weit unproblematisch sein. Die organisatorischen Anforderungen an die Arbeitgeberpflichten werden erheblich reduziert. Das passt nun das Homeoffice endlich an die betrieblichen Realitäten an.

Am Grundsatz des Acht-Stunden-Tages wird zunächst festgehalten. Aber schon 2022 soll eine befristete Regelung eingeführt werden, die über Tarifverträge eine Aufweichung dieser Regel ermöglicht. Damit könnte die derzeitige Höchstarbeitszeit von zehn Stunden pro Tag überschritten werden. Im Sinne der Arbeitnehmergesundheit ist diese Regelung sehr kritisch zu sehen.

Fazit: Die Koalition hat sich das Thema Digitalisierung als ein Kernthema der nächsten vier Jahre auf die Fahne geschrieben. Das ist gut, denn der digitale Wandel beeinflusst unsere Arbeitswelt. Darauf muss mit politischen Wegmarken reagiert werden. Gute Ansätze lassen sich bei den Themen Weiterbildung, Mitbestimmung und mobilem Arbeiten erkennen. Vieles davon wurde aber zu zaghaft angepackt und bedarf einer deutlichen Schärfung.

Bemerkung: Quellen werden auf Anfrage zugeschickt.

 V.i.S.d.P.

Clara Specht

Hauptverwaltung Stuttgart

Jahnstr. 12
70597 Stuttgart

Telefon: 0711 248 47 88 24

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